Als Dinosaurier noch in der Minderheit waren – hohe Diversität bei den Archosauromorpha

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Zu den bekanntesten Landtieren des Mesozoikums gehören Dinosaurier und Pterosaurier. Bevor diese sich allerdings ausbreiten konnten, wurde die Erde noch von ihren nahen Verwandten, den Archosauromorphen, bevölkert. Neue Ergebnisse zeigen jetzt, dass diese Welt der Archosauromorphen auch bereits eine hohe Formenvielfalt aufwies.

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Archosaurier (die gemeinsame Klade von u.a. Dinosauriern, Pterosauriern und Krokodilen) waren die dominanten Landwirbeltiere während des Mesozoikums und zeigen auch in der Gegenwart mit den überlebenden Krokodilen, und erst recht den Vögeln, eine unglaublich hohe Diversität. Doch begann die große Blüte der Archosaurier frühestens in der Mitteltrias. Während der Trias bevölkerten nämlich noch viele andere Archosauromorphen (Archosaurier und ihre nächsten Verwandten) den Planeten. Die Evolutionsgeschichte dieser Archosauromorphen zu verstehen ist deshalb essentiell für die Betrachtung der späteren Archosaurier.

Der pflanzenfressende Archosauromorph Hyperodapedon huxleyi aus der Obertrias (Carnium) von Indien. von Nobu Tamura unter CC-BY-SA 3.0

Der pflanzenfressende Rhynchosaurier Hyperodapedon huxleyi. Ein Archosauromorph aus der Obertrias (Carnium) von Indien. von Nobu Tamura unter CC-BY-SA 3.0

Ähnlich den Archosauriern, haben auch die anderen Archosauromorphen im Laufe ihrer Entwicklung eine Vielzahl an diversen Formen hervorgebracht, seien es große Landraubtiere wie die Erythrosuchiden, langhalsige Meeresbewohner wie die Tanystropheiden oder spezialisierte Pflanzenfresser wie die Rhynchosaurier. Anders als man vermuten möchte, begann die Diversifkation der Archosauromorpha schon bereits im Perm und nicht erst nach dem großen Massenaussterben an der Perm/Trias-Grenze, das belegen Knochen und Fährten aus dieser Zeit. Dennoch ist die Diversifizierung der Archosauromorphen auch weiterhin noch nicht ausreichend untersucht, da sich die Forschung vor allem auf die späteren Archosaurier, allen voran die Dinosaurier, konzentriert. Jetzt hat sich allerdings ein Team um Christian Foth, unter anderem von der Universität Freiburg und der Staatssammlung München, der Sache angenommen.

Foth et al. haben für ihre Studie 73 verschiedene Arten von Archosauromorphen aus der Zeit von Perm bis Unterjura ausgewählt, unter der Bedingung, dass deren Schädel möglichst vollständig bekannt sind. Diese Schädel haben die Wissenschaftler darauhin einer morphometrischen Analyse unterzogen, um die Unterschiede zwischen Archosauriern und anderen Archosauromorphen zu vergleichen.

Die Ergebnisse: betrachtet man die Archosauromorpha als Ganzes (also inklusive Archosaurier), nimmt die Anzahl der verschiedenen Formen ab dem Perm nahezu kontinuierlich zu, mit einer deutlichen Steigung an der Grenze von Unter- und Mitteltrias. Das Maximum erreichen die Archosauromorpha während des Carniums (frühe Obertrias), fallen allerdings mit Beginn des Juras deutlich ab und erholen sich aber im weiteren Verlauf des Unterjuras wieder.

Der Archosauriforme Doswellia kaltenbachi aus der Obertrias (Carnium) von Nordamerika. Ein naher Verwandter der eigentlichen Archosaurier. von Nobu Tamura unter CC-BY-SA 2.5

Der Archosauriforme Doswellia kaltenbachi aus der Obertrias (Carnium) von Nordamerika. Ein naher Verwandter der eigentlichen Archosaurier. von Nobu Tamura unter CC-BY-SA 2.5

Sieht man sich die Archosauromorpha ohne die Archosaurier an, ergibt sich ein etwas anderes Bild. Die Unterschiede nehmen wieder ab dem Perm zu, mit der größten Steigung an der Grenze von Unter- und Mitteltrias und einem Maximum während des Ladiniums (späte Mitteltrias). Im Carnium fällt die Kurve dann allerdings deutlich ab, der letzte bekannte Archosauromorph außerhalb der Archosaurier ist schließlich aus dem Rhätium (oberste Trias) überliefert.

Betrachtet man nur die Archosaurier alleine, beginnt die Kurve erst in der Untertrias und steigt kontinuierlich bis zu ihrem Maximum im Norium (mittlere Stufe der Obertrias). Daraufhin fällt sie wieder stark zum Beginn des Jura und erholt sich wie anfangs gesehen im Unterjura wieder. Interessant ist auch die Entwicklung innerhalb der eigentlichen Archosaurier. Die Archosaurier setzen sich zusammen aus den Pseudosuchia (Krokodile und nahe Verwandte) und den Ornithodira (Pterosaurier, Dinosaurier inkl. Vögel). Hier zeigt sich, dass die Pseudosuchia ihr Maximum im Norium haben, mit Beginn des Juras allerdings deutlich zurückgehen. Die Ornithodira dagegen nehmen seit dem Carnium zu und erreichen ihr Maximum erst im Unterjura während des Sinemuriums.

Was heißt das jetzt alles? Einmal bestätigt es die allgemeine Beobachtung, dass während der Trias die Pseudosuchia noch die dominanten Archosaurier waren, im Jura allerdings vor allem durch die Diversifizierung der Dinosaurier deutlich zurück gedrängt wurden. Noch interessanter ist allerdings das Ergebnis zu den anderen Archosauromorphen. So zeigt sich, dass die Archosauromorpha schon vor der späteren Radiation der Archosaurier eine große Formenvielfalt hervorgebracht haben. Zwar waren die Archosauromorpha in der Folgezeit des Perm/Trias-Massenaussterbens noch nicht wirklich divers, haben aber bereits in der Mitteltrias viele verschiedene ökologische Nischen besetzt. Erst ab der Obertrias haben die Archosaurier die anderen Archosauromorphen mehr und mehr ersetzt und damit den Grundstein für die nachfolgende Zeit der Dinosaurier gelegt, die mit den Vögeln auch noch bis heute andauert.

 

Näheres hier: Christian Foth, Martín D. Ezcurra, Roland B. Sookias, Stephen L. Brusatte, Richard J. Butler (2016), Unappreciated diversification of stem archosaurs during the Middle Triassic predated the dominance of dinosaurs, BMC Evolutionary Biology (16), 188, bmcevolbiol.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12862-016-0761-6
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Pascal Abel

Pascal Abel, Jahrgang 1994, hat an der Uni Erlangen Geowissenschaften mit den Vertiefungen Paläobiologie und Angewandter Sedimentologie studiert. Derzeit arbeitet er als Doktorand am SHEP Tübingen über die Schädelevolution von Landwirbeltieren. Nebenbei beschäftigt er sich auch mit ausgestorbenen Meeresreptilien und allgemein palökologischen Themen.

Über Pascal Abel

Pascal Abel, Jahrgang 1994, hat an der Uni Erlangen Geowissenschaften mit den Vertiefungen Paläobiologie und Angewandter Sedimentologie studiert. Derzeit arbeitet er als Doktorand am SHEP Tübingen über die Schädelevolution von Landwirbeltieren. Nebenbei beschäftigt er sich auch mit ausgestorbenen Meeresreptilien und allgemein palökologischen Themen.

3 Kommentare

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