TU Dresden stellt neues Datenportal für Gletscherforschung vor

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Dresdner Geophysiker ermöglichen detaillierte Erforschung der Fließgeschwindigkeit der Auslassgletscher Grönlands, basierend auf Landsat-Daten 1972 – 2015

Vom 12. bis 16. Dezember 2016 versammelt die American Geophysical Union (AGU) mehr als 24.000 Wissenschaftler zur ihrer alljährlichen geowissenschaftlichen Herbstkonferenz (Fall Meeting) in San Francisco (USA). Das AGU Fall Meeting ist die weltweit wichtigste und größte geowissenschaftliche Tagung. Insbesondere werden alle Aspekte des Systems Erde und des globalen Klimawandels, aber auch die Methoden und Werkzeuge zu deren Erforschung diskutiert. Einen entscheidenden Stellenwert nehmen dabei die kontinentalen Eisschilde in Grönland und in der Antarktis ein.
Auf dieser Konferenz stellt die Professur für Geodätische Erdsystemforschung ihr neues Datenportal vor, das den Zugriff auf Fließgeschwindigkeitsfelder von mehr als 300 Auslassgletschern entlang des gesamten Randes des grönländischen Eisschilds ermöglicht. Zum ersten Mal wird es für viele grönländische Gletscher möglich, Fließgeschwindigkeiten für einen Zeitraum von 1972 bis heute zu verfolgen und detailliert zu untersuchen.

Das neue, webbasierte Portal kann unter der Adresse https://data1.geo.tu-dresden.de/flow_velocity erreicht werden. Die zeitliche Entwicklung der Fließgeschwindigkeit ist in verschiedener Weise interaktiv darstellbar. So können Zeitreihen für diskrete Punkte oder die Fließgeschwindigkeit entlang von Profilen abgleitet werden, die in einem Kartenfenster frei wählbar sind.

Neues Datenportal für Gletscherforschung der TU Leipzig

Neues Datenportal für Gletscherforschung der TU Leipzig

Bisher konnten wir mehr als 37.000 optische multisensorale Szenen der Satelliten Landsat 1 bis 8 einbeziehen. Für den Zeitraum bis 2012 wurden mehr als 100.000 Fließgeschwindigkeitsfelder für mehr als 300 grönländische Gletscher prozessiert. Für die folgenden Jahre bis 2015 wurde die Fließgeschwindigkeit für die am schnellsten fließenden Gletscher analysiert. Die Prozessierung wird fortgeführt, insbesondere da neue Daten durch Landsat 7 und 8 aufgenommen sowie weitere Szenen durch die Konsolidierung des Landsat-Archives (Landsat Global Archive Consolidation) erschlossen werden.

Kleiner Ausflussgletscher in der Nähe des Nioghalvfjerdsbrae (79Grad Gletscher)  © Benjamin Ebermann

Kleiner Ausflussgletscher in der Nähe des Nioghalvfjerdsbrae (79Grad Gletscher)
© Benjamin Ebermann

Für das Verständnis der Entwicklung des grönländischen Eisschilds und dessen Reaktion auf bzw. Rückkopplung zur globalen Klimaänderung ist es entscheidend, gerade die am meisten sensitive Region zu untersuchen: den Rand des Eisschilds mit seinen Auslassgletschern. Die beobachtbaren Änderungen sind komplex, umfassen Gebiete mit einer Beschleunigung des Gletscherflusses und signifikanten Abnahme der Eisoberflächenhöhe, aber auch Regionen mit geringen Änderungen. Um die grundlegenden Prozesse zu verstehen, die diese Änderungen hervorrufen, ist es notwendig, wesentliche Parameter, die die Evolution der Gletscher beschreiben, über einen langen Zeitraum zu erfassen. Dafür stellt unser neues Datenportal ein wertvolles Instrument zur Verfügung.

Die prozessierten Geschwindigkeitsfelder sind für alle Wissenschaftler und interessierten Laien frei nutzbar. Dazu ist auf dem Webportal lediglich eine kurze Registrierung notwendig. Bei der weiteren Nutzung, z.B. der Veröffentlichung von eigenen Untersuchungen, die unsere Ergebnisse nutzen, bitten wir unsere Veröffentlichung von 2015 zu referenzieren.

Weitere Datenportale zur Massenbilanz der Eisschilde in Grönland und in der Antarktis sind ebenfalls verfügbar (https://data1.geo.tu-dresden.de). Die Analyse der Massenbilanz beruht auf Messungen des Satelliten GRACE.

Veröffentlichung:
Rosenau, R.; Scheinert, M.; Dietrich, R. (2015). A processing system to monitor Greenland outlet glacier velocity variations at decadal and seasonal time scales utilizing the Landsat imagery. Remote Sensing of Environment, Vol. 169, Pages 1-19, https://doi.org/10.1016/j.rse.2015.07.012

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Pia Gaupels

Gründerin bei GeoHorizon
Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Über Pia Gaupels

Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

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