Europäischer Teufel: Fossil eines fleischfressenden Beuteltierverwandten in Europa entdeckt

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Wissenschaftler haben fossile Überreste eines neuen fleischfressenden Säugetiers in der Türkei entdeckt. Es ist eines der größten Beuteltiere, das jemals auf der nördlichen Hemisphäre gefunden wurde. Die Ergebnisse von Dr. Robin Beck von der University of Salford in Großbritannien und Dr. Murat Maga von der University of Washington, die Entdecker des Fossils, werden heute in der Zeitschrift PLoS ONE veröffentlicht.

Holotype Skelett von Anatoliadelphys maasae (Bild: s. Veröffentlichung)

Das Fossil ist ein 43 Millionen Jahre altes katzengroßes Säugetier. Es verfügte, ähnlich wie der rezente Tasmanische Teufel, über starke Zähne und Kiefer zum Zerkleinern von hartem Essen. Es ist verwandt mit den gebeutelten Säugetieren oder Beuteltieren des heutigen Australiens und Südamerikas. Der Fund zeigt, dass Beuteltiere oder Metatheria (Beutelsäugetiere) in der nördlichen Hemisphäre sehr vielfältiger waren als bisher geglaubt.

Dr. Maga fand das Fossil an einem Ort in der Nähe der Stadt Kazan, nordwestlich der türkischen Hauptstadt Ankara. Es wurde in Anlehnung an den alten Namen der Türkei Anatoliadelphys maasae genannt. Das Fossil ist bemerkenswert gut erhalten, es enthält Teile des Schädels und einen Großteil des Skeletts.

Künstlerische Lebensdarstellung von von Anatoliadelphys maasae. (Ill.: Peter Schouten)

Anatoliadelphys war 3 bis 4 Kilogramm schwer, hatte etwa die Größe einer Hauskatze und konnte klettern. Es besaß kräftige Zähne und Kiefer, um Tiere fressen und möglicherweise auch Knochen zermalmen zu können. Merkmale der Zähne und Knochen von Anatoliadelphys zeigen, dass es eng mit rezenten Beuteltieren verwandt war. Es ist jedoch nicht bekannt, ob es einen Beutel hatte.

Dr. Beck, Experte für die Evolution von Beuteltieren und ihren fossilen Verwandten, sagte: “Das war definitiv ein seltsames kleines Tier. Stellen Sie es sich ein bisschen wie einen Tasmanischen Teufel in Miniformat vor, der auf Bäume klettern konnte.”

“Es hat vermutlich so ziemlich alles gefressen, was es fangen konnte: Käfer, Schnecken, Frösche, Eidechsen, kleine Säugetiere, Knochen und vermutlich auch Pflanzen. Dieser Fund ändert vieles von dem, das wir zu wissen glaubten.  Sie waren auf der nördlichen Hemisphäre eindeutig vielfältigerer, als wir es bislang vermutet haben. ”

Die meisten fossilen Metatherianer aus der nördlichen Hemisphäre waren Insektenfresser, die nicht größer wurden als Mäuse oder Ratten, während Anatoliadelphys zehnmal größer war und vermutlich auch Wirbeltiere gefressen hat.

“Es mag seltsam erscheinen, ein Fossil eines Beuteltierverwandten in der Türkei zu finden, aber die Vorfahren der Beuteltiere stammten tatsächlich von der nördlichen Hemisphäre. Sie haben hier bis  vor etwa 12 Millionen Jahren gelebt.”, sagte Dr. Beck.

Die Region der Türkei, in der Anatoliadelphys gefunden wurde, war vor 43 Millionen Jahren wahrscheinlich eine Insel. Diese ermöglichte es Anatoliadelphys, ohne Konkurrenz von anderen fleischfressenden Säugetieren, wie beispielsweise die fossilen Verwandten von Katzen, Hunden und Wieseln, zu überleben.

Heute sind viele Beuteltiere in Australien durch die Einführung von Dingos, Katzen und Füchsen vom Aussterben bedroht. Dies deutet darauf hin, dass Beuteltiere den Plazentatieren (höhere Säugetiere) konkurrenzmäßig unterlegen sein könnten.

Veröffentlichung: 

A. Murat Maga, Robin M. D. Beck. Skeleton of an unusual, cat-sized marsupial relative (Metatheria: Marsupialiformes) from the middle Eocene (Lutetian: 44-43 million years ago) of TurkeyPLOS ONE, 2017; 12 (8): e0181712 DOI: 10.1371/journal.pone.0181712

Quelle: off. Pn der University of Salford

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Pia Gaupels

Gründerin bei GeoHorizon
Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Über Pia Gaupels

Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

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