Neue antarktische Magnetmessdaten zeigen die tektonische Vergangenheit des antarktischen Kontinents

Share Button

Neue Daten zeigen, dass zwei tektonische Platten 15 Millionen Jahre später als ursprünglich gedacht zu einer einzigen antarktischen Platte verschmolzen sind. Diese zusätzliche Bewegung hat große Auswirkungen auf das Verständnis der tektonovulkanischen Aktivitäten rund um den Pazifischen Ozean, von den alpinen Bergen Neuseelands bis Kaliforniens heutige geologische Umgebung. Dies zeigen die Ergebnisse einer Untersuchung der Ben-Gurion-Universität Negev (BGU).

Dr. Roi Granot von der BGU-Abteilung für Geologie und Umweltwissenschaften und Dr. Jérôme Dyment vom Institut de Physique du Globe de Paris, Frankreich, präsentieren in einer Studie, die jetzt in Nature Communications veröffentlicht wurde, marine magnetische Messdaten, die nahe dem nördlichen Rand des Westantarktischen Grabensystems gesammelt wurden. Sie zeigen, dass die Bewegungen zwischen der Ost- und der Westantarktis vermutlich erst vor 26 Millionen Jahren abrupt aufhörten. Dies sind 15 Millionen Jahre mehr, als bislang angenommen.

“Da die Antarktis die pazifische Platte tektonisch mit dem Rest der Welt verbindet, haben diese Ergebnisse weitreichende Auswirkungen auf das Verständnis der tektonischen Entwicklung rund um den Pazifischen Ozean – der Aufstieg der neuseeländischen Alpen, Bewegungen entlang der San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien und mehr“, sagt Dr. Granot.

Vor über 200 Millionen Jahren wurde die Antarktis durchbrochen. Die Bewegung zwischen den ostantarktischen und den westantarktischen Platten entlang des Grabens schuf eine der längsten Gebirgszüge der Welt (das transantarktischen Gebirge). Es verursachte auch den Ausbruch von Hunderten von Vulkanen, meist unter Eisdecken verborgen und formte die Topographie unter dem Eis. Diese Bewegungen diktierten und bestimmen immer noch die Wärmeflussrate, die die Kruste unter dem Eis freisetzt und sind einer der Faktoren, die die Geschwindigkeit steuern, mit der die Gletscher in Richtung des südlichen Ozeans vordringen.

GPS-Daten und ein Mangel an seismischer Aktivität weisen darauf hin, dass der Graben in der Antarktis nicht mehr tektonisch aktiv ist. Den Forschern zufolge war eine der wichtigsten Fragen, die nicht beantwortet wurden: Wie bewegten sich die Platten in den letzten 26 Millionen Jahren relativ zueinander und wann hörte die Aktivität des Risses auf?

Neue marine geophysikalische Daten, die während zweier Exkursionen auf einem französischen Eisbrecher aufgezeichnet wurden, ermöglichten Drs. Roi Granot und Jérôme Dyment, den Meeresboden zu datieren und die relative Bewegung zwischen der antarktischen Platte und der australischen Platte zu berechnen.

“Die Antarktis bildet ein wichtiges Glied im globalen Plattentektonikkreislauf, der es ermöglicht, die Bewegung entlang verschiedener Plattengrenzen zu berechnen. Das Verständnis vergangener Plattenbewegungen zwischen Ost- und Westantarktis beeinflusst daher unsere Fähigkeit, die kinematischen Entwicklungen anderer Plattengrenzen genau vorherzusagen”, sagt Dr Granot.

Veröffentlichung: Roi Granot, Jérôme Dyment. Late Cenozoic unification of East and West Antarctica. Nature Communications, 2018; 9 (1) DOI: 10.1038/s41467-018-05270-w

Quelle: off. Pm der Ben-Gurion-Universität Negev

Titelbildunterschrift: Die antarktische Platte (Wikimedia / Alataristarion)

The following two tabs change content below.

Pia Gaupels

Gründerin bei GeoHorizon
Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Über Pia Gaupels

Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert