Autor: Pia Gaupels
Rasanter Meeresspiegelanstieg verzögerte Übergang zum Ackerbau in Südosteuropa
Vor rund 7.600 Jahren wurden das Entstehen bäuerlicher Siedlungen in Südosteuropa und damit der zivilisatorische Fortschritt plötzlich deutlich verzögert. Verantwortlich ist wahrscheinlich ein sprunghafter Meeresspiegelanstieg in der nördlichen Ägäis. Seine Spuren konnten Forscher des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, der Goethe-Universität und der University of Toronto jetzt in Kalkalgen nachweisen. Bereits 800 Jahre zuvor war in der Region ein rasanter Meeresspiegelanstieg aufgetreten. Das Ereignis gibt einen Ausblick auf die ökonomischen und sozialen Konsequenzen eines künftigen klimawandelbedingten Meeresspiegelanstiegs.
Mikrobielles Leben vor 3,5 Milliarden Jahren nachgewiesen
Die Suche nach den ältesten Lebensspuren auf der Erde ist eine der größten Herausforderungen aktueller geobiologischer Forschung. Einer Forschergruppe unter der Federführung von Geobiologen der Universität Göttingen ist es nun gelungen, in 3,5 Milliarden Jahre alten Gesteinen Westaustraliens die ältesten molekularen Fossilien nachzuweisen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Biogeosciences erschienen.
Deutschland war schon vor 450.000 Jahren von Gletschern bedeckt
Mithilfe modernster Datierungstechniken haben Forscher des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie neue Daten zum zeitlichen Ablauf der Elster- und Saale-Eiszeit in Mitteldeutschland gewonnen. Die Forscher haben herausgefunden, dass die erste Vereisung im Quartär, die weite Teile Europas mit Eis bedeckte, bereits vor 450.000 Jahren stattgefunden hat und nicht – wie bisher angenommen – vor etwa 350.000 Jahren. Die Forscher zeigen weiterhin, dass die ersten Menschen Mitteldeutschland nach dem Rückzug dieser Gletscher vor etwa 400.000 Jahren besiedelten.
Geophysiker stellen die Erdzeituhr
Das Chinesische Löss-Plateau ist eines der bedeutendsten terrestrischen Klimaarchive. Am nördlichen Rand des Plateaus nahe Jingbian führte ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik, Hannover (LIAG) die weltweit bisher umfangreichsten und genauesten Lumineszenz-Datierungen durch. Diese helfen, die Prozesse zu verstehen, die den Ostasiatischen Monsun beeinflussen. Die Analysen zeigen, dass bisher verwendete Methoden zur Altersbestimmung sehr ungenau sind. Somit muss das derzeit gültige Modell für den jüngsten Zeitabschnitt der Erdgeschichte korrigiert werden.
Was Kalzium über Erde und Mond verrät
Neue Erkenntnisse zum Ursprung des Erde-Mond-Systems basierend auf der Kalzium-Isotopenzusammensetzung verschiedener Himmelskörper unseres Sonnensystems publiziert ein Forscherteam unter Beteiligung von Vera Assis Fernandes vom Museum für Naturkunde Berlin diese Woche in der Zeitschrift Nature. Die vertiefende Forschung an Meteoriten vermittelt die Erkenntnis, dass beide Protoplaneten, deren Zusammenprall das Erde-Mond System bildete, erst in der Spätphase der protoplanetaren Scheibe entstanden.
Fossile Knochenfische – Evolutionsschub im Mesozoikum
Knochenfische stellen mit rund 30 000 Arten mehr als die Hälfte aller heutigen Wirbeltierspezies. Die LMU-Wissenschaftlerin Adriana López-Arbarello vom Lehrstuhl für Paläontologie und Geobiologie und dem Geobiocenter der LMU hat gemeinsam mit ihrer argentinischen Kollegin Emilia Sferco den Stammbaum dieser Fische analysiert und neue Einblicke in ihre Evolutionsgeschichte gewonnen. Über die Ergebnisse berichten die Wissenschaftlerinnen im Journal Royal Society Open Science.
Komplexe Riffstrukturen schützen Küsten vor Monsterwellen
Als Wellenbrecher spielen tropische Korallenriffe eine wichtige Rolle beim Küstenschutz. Für die lokale Bevölkerung sind sie ein natürlicher Wall gegen Sturmwellen und Tsunamis und schützen gleichzeitig die Küste vor Erosion. Forscher aus Bremen, Australien und Frankreich haben jetzt das Zusammenspiel von Korallenriffen und den Monsterwellen vor Tahiti und Moorea näher untersucht. Anhand neuer Messdaten und Berechnungen zeigen sie, wie sich Riffzerstörung und Meeresspiegelanstieg auf die Höhe der Wellen vor den Inseln in Französisch-Polynesien auswirken können.
Stromatolithe in der Tiefsee – Forscherteam entdeckt Fossilien in 730 Metern Tiefe
Stromatolithe zählen mit 3,5 Milliarden Jahren zu den ältesten Fossilien. Die Kalkablagerungen kamen allerdings bisher lediglich in Flachmeeren mit Wassertiefen bis zu zehn Metern vor. Denn wachsen können die Kalklagen nur, wenn lichtabhängige und Photosynthese betreibende Mikroorganismen beteiligt sind. Eine Studie von Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und den USA zeigt, dass mit Hilfe von lichtunabhängigen, Chemosynthese betreibenden Mikroben Stromatolithe auch am Meeresboden in 731 Meter Wassertiefe wachsen können.
Aktuelle Studie zum Klimawandel: Gletscherschmelze nicht mehr abwendbar
Forscher der Universitäten Bremen und Innsbruck zeigen in einer aktuellen Studie, dass das weitere Abschmelzen der Gletscher im laufenden Jahrhundert nicht mehr verhindert werden kann – selbst wenn alle Emissionen jetzt gestoppt würden. Aufgrund der langsamen Reaktion der Gletscher auf Klimaänderungen hat unser Verhalten heute über das 21. Jahrhundert hinaus allerdings massive Auswirkungen: Fünfhundert Meter Autofahrt mit einem Mittelklasse-Fahrzeug kosten langfristig ein Kilo Gletschereis.