Ältestes Fossil eines Riesenmaulhais

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Riesenmaulhaie sind eine Seltenheit in den heutigen Weltmeeren und aufgrund ihrer späten Entdeckung immer noch regelrechte Phantome. Noch weniger bekannt ist allerdings über die Evolutionsgeschichte dieser merkwürdigen Haie, die wie alle Knorpelfische nur selten großartige Fossilien hinterlassen. Shimada & Ward beschreiben anhand eines einzelnen, kleinen Zahns aus dem Eozän von Dänemark die bislang älteste bekannte Art der Riesenmaulhaie.

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Er gehört zu den seltensten Haien der Gegenwart. Vom Riesenmaulhai (Megachasma pelagios) wurden seit seiner späten Entdeckung im Jahre 1976 gerade einmal 61 Exemplare beschrieben. Fast so groß wie der berüchtigte weiße Hai (Carcharodon carcharias), sind die seltenen Tiere allerdings keine agilen Räuber, sondern auf Plankton als Nahrung angewiesen. Ähnlich den heutigen Tieren, sind auch Fossilien dieser sonderbaren Haie ziemlich rar. Kenshu Shimada von der DePaul University in Chicago und David Ward von Natural History Museum in London beschreiben jetzt die bislang älteste bekannte fossile Art eines Riesenmaulhais.

Ein moderner Riesenmaulhai (Megachasma pelagios). von FLMNH Ichtyology unter CC-BY-SA 4.0

Ein moderner Riesenmaulhai (Megachasma pelagios). von FLMNH Ichtyology unter CC-BY-SA 4.0

Fossilien von Riesenmaulhaien sind ausschließlich aus dem Känozoikum bekannt, mit Megachasma applegatai aus dem Oligozän als bislang älteste bekannte Art. Morphologische und molekulargenetische Ergebnisse verordnen den Ursprung der Riesenmaulhaie sogar bis ins Mesozoikum, tatsächlich beschrieb Shimada 2007 eine vermeintliche Riesenmaulhai-Art namens M. chomanchensis aus dem Cenomanium (Oberkreide) von Colorado. Spätere Arbeiten sehen in dieser Art allerdings einen Verwandten der heutigen Sandhaie (Odontaspididae) und nannten sie deshalb um in Pseudomegachasma chomanchensis.

Die jetzt von Shimada & Ward beschriebene Art ist zwar nicht ganz so alt wie der vermeintliche Riesenmaulhai Pseudomegachasma, schlägt aber durchaus den bisherigen Rekord. Die Megachasma alisonae getaufte Art stammt aus dem späten Eozän von Dänemark und ist demnach ca. 36 Mio. Jahre alt. Beschrieben wurde M. alisonae anhand eines einzelnen 4 mm großen Zahn, der durch Schlämmen des glaukonitreichen Mergels aus den Schichten des Pyt Members geborgen wurde.

Die Mergel des Pyt Members wurden in einem tiefmarinen Milieu abgelagert. Das vermutlich 1,3 bis 3,5 m Tier ernährte sich den Autoren zufolge wahrscheinlich von größerem Zooplankton oder kleinen Fischen. Ob M. alisonae wie die heutigen Riesenmaulhaie mit dem Plankton in der Wassersäule gewandert ist, ist nicht bekannt. Die große Meerestiefe des Ablagerungsraums hätte es zumindest ermöglicht.

 

Näheres hier: Kenshu Shimada & David J. Ward (2016), The oldest fossil record of the megamouth shark from the late Eocene of Denmark, and comments on the enigmatic megachasmid origin, Acta Palaeontologica Polonica https://www.app.pan.pl/article/item/app002482016.html
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Pascal Abel

Pascal Abel, Jahrgang 1994, hat an der Uni Erlangen Geowissenschaften mit den Vertiefungen Paläobiologie und Angewandter Sedimentologie studiert. Derzeit arbeitet er als Doktorand am SHEP Tübingen über die Schädelevolution von Landwirbeltieren. Nebenbei beschäftigt er sich auch mit ausgestorbenen Meeresreptilien und allgemein palökologischen Themen.

Über Pascal Abel

Pascal Abel, Jahrgang 1994, hat an der Uni Erlangen Geowissenschaften mit den Vertiefungen Paläobiologie und Angewandter Sedimentologie studiert. Derzeit arbeitet er als Doktorand am SHEP Tübingen über die Schädelevolution von Landwirbeltieren. Nebenbei beschäftigt er sich auch mit ausgestorbenen Meeresreptilien und allgemein palökologischen Themen.

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