
Seit 1984 graben Paläontologen in einer Kiesgrube in Groß Pampau bei Schwarzenbek. Erst im Juni diesen Jahres erlebte das Fossilienfieber mit der Entdeckung einer Ur-Robbe seinen vorübergehenden Höhepunkt. Der jüngste Fund eines Bartenwals – dem elften an dieser Stelle – überstrahlt jedoch diesen Erfolg.
Wirbeltierpaläontologe Oliver Hampe der Humboldt Universität zu Berlin reiste extra an, um das außergewöhnlich gut erhaltene Fossil in Augenschein zu nehmen. „Ich musste unbedingt hierher, bevor der Wal komplett geborgen ist“, erzählt er. Das Grabungsteam grub neben einem nahezu vollständigen Schädels, bei dem sogar der Hörapparat unversehrt zu sein scheint, einen Beckenknochen aus. Hampe zufolge sei dies das erste Urwal-Fossil in ganz Mitteleuropa, bei dem dieser Knochen im Skelett-Verband gefunden wurde.

Die rezenten Wale und Paarhufer (Artiodactyla, z.B. Schweineartige, Wiederkäuer, Nilpferde) besitzen allesamt einen gemeinsamen Vorfahren, namentlich Cetartiodactyla. Konkret bedeutet das, dass die langsame Wanderung der Lebewesen an Land ab dem Devon von einigen Arten wieder umgekehrt wurde. Sie verlagerten ihren Lebensraum nach und nach wieder in das Wasser und passten sich diesem an. Dieser Prozess liegt hinter allen heutigen sekundär aquatisch angepassten Lebewesen. Aus diesem Grund bedeutet der Forschung der Fund des Beckenknochens so viel, da er Aufschlüsse über die Entwicklung schon ausgestorbener Wal-Arten geben könnte.
Dort, wo heute Ton abgebaut wird, befand sich vor circa 11 Millionen Jahren ein ausgedehntes Meer, in dem eben Robben, Wale und andere Meereslebewesen lebten, die heute in der Tongrube fossilisiert geborgen werden. Der Grubenbetreiber erlaubt es den Paläontologen, die Knochen auszugraben und trägt den Ton derweil an anderer Stelle ab. „Natürlich kann es immer mal vorkommen, das ein Bagger Knochen mitnimmt. Das ist dann unser Pech“, meint der glückliche Finder, Wolfgang Höpfner.
Auch wenn die Witterung den Knochen stark zusetzt, müssen die Forscher die Knochen langsam und sorgfältig aus dem harten Ton lösen, sodass es noch eine Weile dauern könne, ehe die Arbeiten abgeschlossen werden können.
Artikel zusammengefasst aus Materialien des NDR (09.10.16)
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Pia Gaupels



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