Ein neuer Zahnwal aus dem Oligozän von Ecuador

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In der Evolution der Wale fällt dem Oligozän (34-23 Ma) eine Schlüsselrolle zu. Neben verschiedenen ursprünglichen Formen der Bartenwale stammen aus dieser Epoche auch die ältesten bekannten Vertreter mehrerer heutiger Gruppen der Zahnwale, darunter neben den Pottwalen (Physeteroidea) und echten Delphinen (Delphinoidea) auch die heute fast ausgestorbenen Platanistoidea, zu denen die heutigen Gangesdelphine zählen. Mit Urkudelphis chawpipacha beschrieben Tanaka und Kollegen kürzlich den Schädel eines Jungtiers eines neuen ursprünglichen Vertreters dieser Gruppe.

Die Platanistoidea sind delphinähnliche Zahnwale, die im Oligozän und Miozän eine große Artenvielfalt hervorbrachten. Besonders bedeutend sind die Squalodontidae, deren ursprüngliches, verschiedenzahniges Gebiss ihnen den Namen “Haizähne” einbrachte. Die einzigen überlebenden Vertreter der Platanistoidea sind die beiden Unterarten des Südasiatischen Flussdelphins (Ganges- und Indusdelphin, Platanista gangetica), die in den Flussystemen von Pakistan, Indien und Bangladesh leben.

Urkudelphis chawpipacha stammt aus einem Felssturz von ästuarinen Sedimenten an der Küste der Ecuadorianischen Provinz Santa, zwischen den Ortschaften Montañita and Olón. Eine genaue stratigraphische Einordnung des Fundes erwies sich als schwierig, aber aufgrund gefundener Zähne des lamniformen Hais (und wahrscheinlichen Fressfeinds) Carcharocles angustidens lässt sich der Fund wahrscheinlich ins Chattium (oberes Oligozän) stellen.

Schädel von Urkudelphis chawpipacha in Seitenansicht, Bild ©Tanaka et al., CC-BY

Der Schädel von Urkudelphis ist fast vollständig bekannt, allerdings etwas deformiert. Damit lassen sich genug Merkmale feststellen, um die systematische Stellung der neuen Art zu analysieren: phylogenetische Analysen der Beschreiber deuten auf eine Position nahe der Basis der Platanistoidea hin.
Von anderen Zahnwalen unterscheidet er sich vor allem in der Anatomie des Schädeldachs und des Ohrs.
Von der rekonstruierten Schädelbreite (17 cm) ausgehend dürfte das gefundene Individuum von Urkudelphis etwa 1.7 m lang gewesen sein. Offene Schädelnähte und die nicht voll ausgebildeten Zahnfächer im Oberkiefer zeigen allerdings an, das es sich bei diesem Exemplar um ein Jungtier handelt.

Quellen:
Tanaka, Y., Abella, J., Aguirre-Fernández, G., Gregori, M. and Fordyce, R.E. 2017. A new tropical Oligocene dolphin from Montañita/Olón, Santa Elena, Ecuador. PloS one 12 (12): e0188380.


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Pia Gaupels

Gründerin bei GeoHorizon
Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Über Pia Gaupels

Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

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