Yellowstone Erdbebenserie als Nachbeben des Hebgener Seebebens von 1959 identifiziert

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Am 17. August 1959 wurde der Yellowstone Nationalpark von einem schweren Erdbeben der Stärke 7.2 heimgesucht. Die Erschütterungen waren so erheblich, dass der Boden an einigen Stellen um bis zu 6 Meter absackte und infolgedessen ein gewaltiger Erdrutsch ausgelöst wurde. Dabei starben 28 Menschen und ein Sachschaden von 11 Millionen US-Dollar entstand. Das sogenannte Hebgener Seebeben geht somit als eines der schwersten Erdbeben der Region in die Geschichte des Yellowstone-Nationalparks ein.

Knapp 60 Jahre später erschütterte eine Erdbebenserie die Region Maple Creek im Yellowstone Nationalpark erneut. Ein Schwarm von circa 3345 kleineren Erdbeben, die im Zeitraum zwischen Juni 2017 und März 2018 ausgelöst wurden, konnten nun zum Teil als Nachbeben des Hebgen-Erdbebens von 1959 identifiziert werden. Dies geht aus einer Studie hervor, die von einem Forscherteam der University of Utah unter der Leitung der Geologen Guanning Pang und Keith Koper veröffentlicht wurde.

“Diese Art von Erdbeben sind nichts Ungewöhnliches”, erläutert Koper, Direktor der Seismologischen Station der University of Utah. “Solche Schwärme kommen sehr häufig vor, jedoch hielt die Serie von Maple Creek deutlich länger an, als es üblicherweise der Fall ist.”

Die zahlreichen Erschütterungen des Maple Creek Schwarmes lassen sich deutlich in zwei große Cluster unterteilen. Das nördliche Cluster besteht aus Nachbeben des Hebgener Seebeben von 1959; die Hypozentren der Erschütterungen von Maple Creek konnten dabei an der gleichen Verwerfungslinie lokalisiert werden, an der das verheerende Ereignis am Hebgensee im Jahr 1959 ausgelöst wurde und die identifizierte Beben weisen parallele Ausbreitungsbewegungen der Erdbebenwellen auf. Zudem sehe das Forscherteam keine Anzeichen dafür, dass der nördliche Cluster durch die Bewegung von Magma im Erdinnern verursacht wurde.

Übersicht der Cluster des Maple Creek Erdbebenschwarms.
Quelle: Pang et al., 2019.

“Es gibt Formeln, die uns eine Voraussage ermöglichen, wie viele Nachbeben zu erwarten sind”, sagt Koper. “Für das Hebgener Seebeben lag ein deutliches Defizit in der Anzahl der Nachbeben vor. Nach der Erdbebenserie von Maple Creek stimmen die Zahlen der eingetretenen Nachbeben wieder mit denen der erwarteten Beben überein.”

So sei es, laut Pang und Koper, nicht ungewöhnlich, dass die Nachbeben eines großen Erdbebens auch noch Jahrzehnte nach dem Hauptbeben anhalten. So konnten das Team bereits im Jahr 2017 Erschütterungen in der Nähe des Borah Peaks in Idaho als Nachbeben eines schweren Erdbebens von 1983 identifizieren.

Der südliche Cluster des Maple Creek Schwarmes scheint hingegen einen anderen Ursprung zu haben. Die Ausbreitungsbewegungen der Erschütterungen des südlichen Clusters weisen keinerlei Parallelen zu denen des Hebgen-Bebens auf und die Hypozentren der Beben liegen über einen Kilometer tiefer, als die des nördlichen Clusters. So kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die Hauptursache für die Entstehung des südlichen Clusters auf die unterirdische Bewegung des Magmas zurückzuführen ist.

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen erneut, wie stark sich Erdbeben von anderen Naturkatastrophen unterscheiden. “Anders als Überschwemmungen, Hurrikane oder Waldbrände, werden Erdbeben nicht als ein einzelnes, eigenständiges Ereignis ausgelöst”, so Koper. „Die Nachwirkungen eines Erdbebens können monatelang, jahrelang oder sogar, wie Maple Creek zeigt, jahrzehntelang anhalten.“

Quelle:

Pang, G. et al. (2019): The 2017–2018 Maple Creek Earthquake Sequence in Yellowstone National Park, USA. Geophysical Research Letters, 2019; 46 (9): 4653. DOI: 10.1029/2019GL082376

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Pia Gaupels

Gründerin bei GeoHorizon
Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Über Pia Gaupels

Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

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