Forscher der Uni Zürich haben eine neue Art von Raubsaurier von der Fossilfundstelle Frick im Aargau beschrieben. Das Fossil, eines der vollständigsten Theropodenskelette Europas, stammt aus der Oberen Trias, was das Exemplar zu eimen der der ältesten Vertreter seiner Gruppe macht.
Beim Holotypus, der im Sauriermuseum Frick ausgestellt ist, handelt es sich um ein teilweise erhaltenes Skelett eines halbwüchsigen Tieres, das auf eine Gesamtlänge von 2.6–3 m geschätzt wird.
Das auf den Namen Notatesseraeraptor frickensis getaufte Tier wurde in der Tongrube Gruhalde (Tonwerke Keller AG) in Gesteinen der Klettgau-Formation (Norium, Obere Trias) gefunden. Die Fossilien stammen aus der stratigraphisch jüngsten der drei fossilführenden Schichten der Grube, oberhalb der beiden für ihre Plateosaurus-Bonebeds berühmten Knochenschichten.
Der Name bezieht sich auf die mosaikartige Mischung von morphologischen Merkmalen.
Bereits 2006 wurde das Postcranium des Skelettes gefunden, 2009 dann der dazugehörige Schädel, bei dem es sich um den vollständigsten Theropodenschädel aus Trias und frühem Jura Europas handelt.
Nach der von den Autoren der Studie durchgeführten phylogenetischen Analyse handelt es sich bei Notatesseraeraptor frickensis um einen basalen Vertreter der Averostra, einer Gruppe von Theropoden (Tetanuren und Ceratosaurier). Die meisten anderen Theropoden der Trias und des frühen Jura gehörten dagegen zu den Coelophysoidea, einer ursprünglicheren Gruppe von meist kleinen Raubsauriern, die nach dem Frühen Jura von Vertretern der Averostra verdrängt wurden. Andere Frühe Vertreter dieser Linie sind laut der Analyse die häufig als „Dilophosauridae“ zusammengefassten Gattungen Dilophosaurus, Dracovenator und Zupaysaurus. Unklar bleibt, ob es sich bei diesen Tieren um eine eigenständige Gruppe, oder lediglich um nicht näher verwandte basale Stammlinienvertreter der Averostra handelt.
Von den zeitgleich lebenden, oberflächlich recht ähnlichen Coelophysoidea unterscheiden Notatesseraeraptor beispielsweise die Zähne seines Prämaxillares (Zwischenkieferbein), also an der Spitze des Oberkiefers; Diese sind ähnlich wie die anderen Zähne lang, abgeflacht und weisen gesägte Schneidekanten auf. In Vergleich dazu sind die Prämaxillarzähne der Coelophysoidea kürzer, wenig bis gar nicht gesägt und weisen einen runden Querschnitt auf. Auch findet sich bei Notatesseraeraptor im Oberkieferknochen eine Vertiefung, die Promaxillarfossa, welche bei anderen Averostra zu einem Schädelfenster ausgebildet ist, bei Coelophysoidea dagegen komplett fehlt.
Veröffentlichung:
Zahner, M. and Brinkmann, W. 2019. A Triassic averostran-line theropod from Switzerland and the early evolution of dinosaurs. Nature Ecology & Evolution: 1.
GeoHorizon ist ein Informationsportal, das aktuelle Meldungen aus den Fachgebieten der Geowissenschaften veröffentlicht. Wir richten uns an Experten und Laien, die von Geologie fasziniert sind, und möchten das nötige Hintergrundwissen jedermann zugänglich machen.
Anzeige
Pia Gaupels
Neueste Artikel von Pia Gaupels (alle ansehen)
- Urzeitliche Seekuh von mehreren Raubtieren angegriffen - 30. August 2024
- Wie eine Salzkrise die Biodiversität im Mittelmeer radikal veränderte - 30. August 2024
- Zweite Menschenaffenart in der Hammerschmiede entdeckt - 9. Juni 2024