Blütenpflanzen sind aus der heutigen Vegetation kaum wegzudenken. Erdgeschichtlich war die Pflanzenwelt jedoch die meiste Zeit frei von ihnen. Obwohl Landpflanzen bereits seit über 400 Millionen von Jahren dokumentiert sind, fassten Blütenpflanzen in Australien erst im Aptium, also vor ca. 125 bis 113 Millionen Jahren, Fuß. Wie und wann sie das Taten, zeigen uns ihre Pollenberichte.
Die Erforschung von Pollen in der Palynologie gehört zu den bedeutendsten Bereichen der Paläontologie. Dies ist wenig verwunderlich, da Pollen von Pflanzen reichlich produziert werden und sie durch ihr Sporopollenin gut haltbar sind. Sie dienen als Zeitzeugen vergangener Landschaften, Ökosysteme und Klimaveränderungen. Ihre Anwendung ist jedoch begrenzt, da ihr Fossilbericht nicht unbegrenzt weit in die Vergangenheit zurückreicht. Pollen mit einer einzigen Oberflächenöffnung (Apertur) sind seit dem Valangin (vor ca. 139-134 Ma) dokumentiert. Welche mit drei Aperturen kommen hingegen erst seit der Barrenium-Aptium-Grenze (vor 130 Ma) im Fossilbericht vor. In Australien erschienen Blütenpflanzen erst in der unteren Mitte der Kreidezeit, also vor 125-100 Millionen Jahren.
Eine neue Studie von Vera Korasidis und Barbara Wagstaff verschiebt ihr Ursprungsdatum zwar nicht, hilft uns aber dennoch, den bisher spärlich erforschten Ursprung der australischen Blütenvegetation genauer zu verstehen.
Untersucht wurden die Gippsland- und Otway-Becken, welche im Südosten des Landes liegen. Zur Zeit des Aptiums und Albiums flossen dort Systeme aus mäandrierenden Flüssen, welche vulkanogenen Sandstein, Siltstein, Schlamm und Konglomerate ablagerten. In diesen Becken wurden verschiedene Pflanzenspezies beschrieben (Clavatipollenites hughesii, Asteropollis trichotomosulcatus, Tricolpites variabilis und zahlreiche weitere). Die beschriebenen Spezies waren enge Verwandte von 72 Prozent der heute existierenden Blütenpflanzenspezies.
Die stratigraphische Einordnung der neuen Pollentaxa geschah auf Basis ihrer Koexistenz mit bereits bekannten Pollen- und Sporentaxa aus der Zeit. Es stellte sich heraus, dass Australiens jüngste Blütepflanzen am ehesten mit heutigen Gattungen wie Magnolien, dem Hahnenfuß oder Lorbeeren vergleichbar waren. Somit war die Biodiversität antiker Blütenpflanzen größer als zuvor gedacht. Eine mögliche Erklärung ist, dass viele Taxa bei vorherigen Extraktionsmethoden verloren gegangen sind.
Die wahre Diversität von primitiven Blumen in südlichen Regionen nahe der Pole ist erst kürzlich entdeckt worden, weil „Siebe“-Praktiken dafür sorgten, dass Pollenkörner, die von den älteren Blumen produziert wurden, über fünfzig Jahre lang im Waschbecken herunter gespült worden waren.
sagte Dr Vera Korasidis
Außerdem lässt sich nun mehr über die Ursprungszeit australischer Blütenpflanzen sagen. Monocolpate Pollen (Pollen mit einer Keimfalte auf der Oberfläche) sind in Australien seit dem frühen Aptium (vor ca. 125 Ma) dokumentiert. Tricolpate Pollen (Pollen mit drei Keimfalten) zogen währenddessen erst im Albium (113-100 Ma) nach. Hierbei zeigt sich das interessante Muster, dass tricolpate Pollen in Nordaustralien etwas früher als im Süden auftauchten. Die Forscherinnen vermuten, dass Blütenpflanzen erst im Folge einer Klimaerwärmung in den kühleren Süden migrieren konnten.
Publikation: Korasidis, Vera; Wagstaff, Barbara (2020). The rise of flowering plants in the high southern latitudes of Australia. Review of Palaeobotany and Palynology. 272 (104126), doi:10.1016/j.revpalbo.2019.104126.
Interviewaussagen und Titelbild: https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-12/uom-wfr121119.php
Titelbildbeschreibung: Aufschluss in Otway, Australien
©Vera Korasidis
Pia Gaupels
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