Boden des Jahres 2018: Alpiner Felshumusboden

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Zum Boden des Jahres 2018 wurde der Alpine Felshumusboden gekürt.
Die Schirmherrschaft hat in diesem Jahr die Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz Ulrike Scharf, MdL.

Es braucht sehr viel Zeit, bis sich auf festem Fels eine Humusauflage bildet
Foto: Pixabay

Der alpine Felshumusboden besteht aus zwei Horizonten, bei denen der feste Fels (Kalk- und Dolomitgestein) den Untergrund (C-Horizont) darstellt, darauf sammeln sich als Auflage abgestorbene Pflanzenteile, vor allem Nadeln und Blätter, die in Humus umgewandelt werden und den L- und O-Horizont darstellen. In der bodenkundlichen Klassifizierung werden Felshumusböden als O/C-Böden bezeichnet, international zählt er zu den organischen Böden (Folic Histosols) oder zu den flachgründigen Böden (Suprafolic Leptosols), wenn die Humusauflage weniger als 10 Zentimeter mächtig ist. Die Humusauflage lässt sich in drei Lagen bzw. Horizonte einteilen:

>>Zuoberst liegt eine lockere Lage aus nicht oder wenig zersetz­ten Tier- und Pflanzenresten (L-Horizont). Darunter folgt eine Lage aus bereits stark zerkleinerten, gebleichten, verklebten bis verfilzten Resten, die je nach Zersetzungsbedingungen sehr unterschiedlich mächtig sein kann (Of-Horizont). Zwischen den noch erkennbaren Blattresten nimmt allmählich der Anteil an kaffeesatzartigem Feinhumus zu. Die dritte Lage liegt unmittelbar über dem anstehenden Festgestein. Sie be­steht weit überwiegend aus organischer Feinsubstanz, Streureste sind nicht mehr erkennbar (Oh-Horizont). […]
Ein Sonderfall, der in den bayerischen Alpen auf Karbonatgestein auftreten kann, ist der Tangelhumus. Im Kontaktbereich zum Gestein wird die Lage aus Feinhumus zunehmend erdi­ger, krümeliger und lockerer (Ovh-Horizont). Sie besitzt höhere Nährstoffgehalte und einen höheren pH-Wert.<< (Flyer Boden des Jahres Alpiner Felshumusboden)

Zur Bildung alpiner Felshumusböden kommt es durch die speziellen Umweltbedingungen, die im Gebirge auftreten: Lange Kältephasen, kurze Vegetationszeiten und schwer zersetzbare Pflanzenstreu. Die Entstehung der Humusauflage (Humifizierung und Mineralisierung) braucht viel Zeit, bei ungestörten Bedingungen dauert es etwa 1.000 Jahre, bis sich eine 30 Zentimeter mächtige Humusauflage entwickelt!

Am weitesten verbreitet sind Felshumusböden in der hochmontanen und in den subalpinen Stufen (in den bayerischen Alpen in 1.300 Meter bis 2.000 Metern Höhe). Auch in Tallagen kommen Felshumusböden vereinzelt vor, so z.B. in Bergsturzgebieten am Eibsee unterhalb der Zugspitze sowie am Hintersee im Berchtesgardener Land, da diese Gebiete in Kaltluftsenken liegen, also annähernd dieselben Bedingungen wie im Hochgebirge herrschen.

Für den Natur- und Kulturraum der Alpen hat der alpine Felshumusboden eine große Bedeutung, er reagiert besonders empfindlich auf Umwelteinflüssen und Veränderungen des Klimas.
Der Humusvorrat  der alpinen Felshumusböden bietet die Grundlage für die einzigartige alpine Vegetation, versorgt diese mit Wasser und zahlreichen Nährstoffen und trägt vor allem durch sein Wasserrückhaltevermögen maßgeblich zur Hangstabilität bei: Alpine Felshumusböden können ein Vielfaches ihres Eigengewichts an Niederschlag aufsaugen und festhalten. Außerdem speichern sie viel Kohlenstoff.

Gefährdet wird der Felshumusboden vor allem durch Erosionsprozesse (Sturm, Waldbrände, Schädlingsbefall) und die landwirtschaftliche Nutzung (Trittschäden durch Beweidung) sowie durch den Tourismus (z. B.  drückt Mountain-Biking tiefe Furchen in den Boden). Schlimmstenfalls können durch Verletzung und Verdichtung große Mengen an Bodenmaterial weggeschwemmt werden, das Wasserrückhaltevermögen sinken  und Muren (Geröll- und / oder Schlammlawinen) abgehen. Ein schonender Umgang mit den Böden im Gebirge ist daher unverzichtbar!

Horizontabfolge (nach KA5): O/mC
WRB-Klassifikation: Lithic Leptosol, Histosol

Der Titel “Boden des Jahres” wird seit 2005 gemeinsam durch die Deutsche Bodenkundlichen Gesellschaft, dem Bundesverband Boden und dem Ingenieurtechnischen Verband Altlasten und Flächenmanagement vergeben. Unterstützt wird die Aktion vom Umweltbundesamt. Ziel der Aktion “Boden des Jahres” ist es, Böden stärker in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu rücken und Interesse für das Thema Boden zu wecken.

Quellen: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/flyer-boden-des-jahres-
2018-alpiner-felshumusboden

Felshumusboden


https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/421/publikationen/17p061_fb_alpinboden_bf.pdf

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Pia Gaupels

Gründerin bei GeoHorizon
Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Über Pia Gaupels

Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

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