Extraterrestrische Lavatunnel: Lebensraum für vergangenes und zukünftiges Leben auf Mars und Mond ?

Share Button

Lavatunnel auf Mond und Mars zeugen der vulkanischen Vergangenheit der beiden Himmelskörper unseres Sonnensystems. Könnten sie Zufluchtsort für vergangenes und zukünftiges Leben außerhalb der Erde sein? Dies haben Forscher des texanischen Southwest Research Institute San Antonio untersucht und bei der dritten internationalen „Planetary Cave Conference“ vorgestellt.

Lavatunnel bilden sich, wenn ein Lavastrom an der Oberfläche durch den Temperaturkontrast zur umgebenden Atmosphäre abkühlt, die flüssige Lava allerdings unter der Oberfläche weiter fließt. Dies geschieht vor allem bei niedrig viskoser, also sehr flüssiger Lava. Das leer laufen der Tunnel geschieht durch das abfließen der Lava entweder ins unterliegende Gestein oder ins Meer, wie auf Hawaii häufig zu beobachten, bei gleichzeitigem Abbruch des Lavazuflusses.

Auf Hawaii, genauer gesagt der Big Island von Hawaii, findet man auch einen der größten Lavatunnel des Planeten. Dieser hat eine Länge von 65 km, eine Breite von bis zu 21 m und eine Höhe von 18m. Die größte bisherige Ansammlungen von Lavatunneln findet man in den „California Lava Beds“. Dort sind ca. 800 Lavatunnel mit einer Gesamtlänge von 350 km gefunden worden.

Lavatunnel sind allerdings nicht nur auf der Erde zu finden. So hat die japanische Raumsonde „Selene“ während ihrer aktiven Zeit (2007 – 2009) sogenannte „Skylights“ auf der Oberfläche des Mondes entdeckt. Skylights entstehen, wenn ein Teil des Daches des Lavatunnel einstürzt und dadurch Einblicke ins innere des Tunnels gewährt werden. Seit dieser Entdeckung sind hunderte Skylights sowohl auf dem Mond als auch auf dem Mars entdeckt worden. Diese stammen aus einer Zeit, in der beide Körper noch vulkanische Aktivitäten zeigten und werden auf ein Alter zwischen 3 und 4 Milliarden Jahren datiert.

Auf dem Mars könnten Lavatunnel der letzte Zufluchtsort für Lebewesen auf einem langsam sterbenden Planeten gewesen sein. Studien auf der Erde haben ergeben, dass Lavatunnel, wie auch andere Höhlen, sich durch ein konstantes Klima und Abschottung vor weiteren äußeren Einflüssen auszeichnet. Auf einem sterbenden Mars hätten Lavatunnel zum einen Schutz vor der tödlichen kosmischen Strahlung und zum anderen Schutz vor extremen Temperaturschwankungen durch die verschwindende Atmosphäre bieten können. Dies macht Lavatunnel zu einem der ausgemachten Ziele für die Suche nach extraterrestrischem Leben.

Aber nicht nur für vergangenes Leben könnten Lavatunnel ein Lebensraum sein, auch für die zukünftige Besiedlung von Mond und Mars spielen diese vulkanischen Formen eine wichtige Rolle. Denn auch zukünftige Siedler auf dem Mond und Mars müssen sich vor der für jeden bekannten Organismus tödlichen kosmischen Strahlung und den extremen Temperaturschwankungen schützen. Zusätzlichen würden Lavatunnel natürlichen Schutz vor kleinsten Mikrometeoriten bieten, deren Bombardement die Oberflächen von Mars und Mond ununterbrochen ausgesetzt sind und die für zukünftigen Basen auf der Oberfläche der beiden Himmelskörper verheerende Folgen haben könnten.

Allerdings muss vor der Besiedlung der Lavatunnel erst untersucht werden, inwieweit diese sehr alten Lavatunnel noch die nötige Stabilität aufweisen um dauerhafte Siedlungen zu beherbergen zu können. Lavatunnel scheinen ein zwar viel versprechender Ort für zukünftige menschliche Siedlungen auf fremden Planeten und Monden zu sein. Die wird jedoch erst für zukünftigen Generationen gelingen und ist daher noch weit entfernte Zukunftsmusik.

Veröffentlichung: Sid Perkins (2020): Core Concept: Lava tubes may be havens for ancient alien life and future human explorers, PNAS July 28, 2020 117 (30) 17461 – 17464, DOI: https://doi.org/10.1073/pnas.2012176117

Titelbildunterschrift: Lavatunnel des Surtshellir-Stefanshellir Lavatunnel Systems, Image Credit: Under Earth Images/Dave Bunnell

The following two tabs change content below.

Pia Gaupels

Gründerin bei GeoHorizon
Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Über Pia Gaupels

Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert