Das Grundwasser in Deutschland enthält zu viel Nitrat

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Die Bundesrepublik Deutschland hat seit dieser Woche mit einer Anklage der EU zu kämpfen, Grund: die Nitratwerte des heimischen Grundwassers übersteigen seit Jahren den gesetzlich vorgeschriebenen Höchstwert, wie unter anderem der WDR berichtet.

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Die 1991 beschlossene Nitratrichtlinie der EU sieht für das Grundwasser der Mitgliedstaaten eine Nitrat-Konzentration von maximal 50 mg/l vor. In mehreren Teilen Deutschlands wird diese Grenze jedoch seit mindestens 2012 überschritten, weswegen die Europäische Kommission bereits Ende April diesen Jahres eine Anklage ankündigte. Wie unter anderem der WDR berichtet, wurde das ganze jetzt konkret. Laut NRWs Umweltminister Johannes Remmel können neben milliardenschweren Geldstrafen auch strenge Auflagen für die Landwirtschaft drohen, eventuell sogar teilweise Düngeverbote.

An Grundwassermessstellen wie dieser können Hydrogeologen Proben aus dem Untergrund nehmen. von Johann H. Addicks unter CC-BY-SA 3.0

An Grundwassermessstellen wie dieser können Hydrogeologen Proben aus dem Untergrund entnehmen. von Johann H. Addicks unter CC-BY-SA 3.0

Woher kommt das Nitrat?

Nitrat (NO3) ist ein wichtiger Bestandteil des Stickstoffkreislaufs und wird vor allem von Pflanzen als Stickstoffquelle verwendet. Der Stickstoff selbst kommt in der Regel durch die Atmosphäre oder Verwesungsprozesse von Organismen in Form von Ammonium (NH4+) in den Boden. Dort wird es von der Bakterie Nitrosomonas erst in Nitrit (NO2) und von der Bakterie Nitrobacter schließlich in Nitrat umgewandelt.

Mittlerweile ist mit der Landwirtschaft allerdings eine weitere Stickstoffquelle hinzugekommen. Auf den Feldern als Dünger eingesetzte Tierexkremente, aber auch synthetische Düngemittel führen zu einem erhöhten Ammonium-Eintrag in den Boden. Als Folge erhöht sich auch der Anteil an Nitrat, der von den Pflanzen nur bedingt kompensiert werden kann, sodass das überschüssige Nitrat in das Grundwasser gelangt.

Schematische Darstellung des Stickstoffkreislaufs. von Johan Dréo unter CC-BY-SA 3.0

Schematische Darstellung des Stickstoffkreislaufs. von Johann Dréo unter CC-BY-SA 3.0

Nitrat ist zwar per se nicht giftig, doch kann es beim Menschen durch Teile der Darmflora wieder in das toxische Nitrit umgewandelt werden. Dieses kann vor allem bei Säuglingen und Schwangeren den Sauerstofftransport der roten Blutkörperchen massiv beeinträchtigen.

Weitere Infos:

Erläuterung zur Nitratrichtlinie: http://ec.europa.eu/environment/pubs/pdf/factsheets/nitrates/de.pdf

Nitratrichtlinie im Original: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:31991L0676&from=DE

Bericht des WDR: http://www1.wdr.de/nachrichten/nitrat-eu-klage-nrw-100.html

Pressemitteilung der EU-Kommission vom April: http://europa.eu/rapid/press-release_IP-16-1453_de.htm

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Pascal Abel

Pascal Abel, Jahrgang 1994, hat an der Uni Erlangen Geowissenschaften mit den Vertiefungen Paläobiologie und Angewandter Sedimentologie studiert. Derzeit arbeitet er als Doktorand am SHEP Tübingen über die Schädelevolution von Landwirbeltieren. Nebenbei beschäftigt er sich auch mit ausgestorbenen Meeresreptilien und allgemein palökologischen Themen.

Über Pascal Abel

Pascal Abel, Jahrgang 1994, hat an der Uni Erlangen Geowissenschaften mit den Vertiefungen Paläobiologie und Angewandter Sedimentologie studiert. Derzeit arbeitet er als Doktorand am SHEP Tübingen über die Schädelevolution von Landwirbeltieren. Nebenbei beschäftigt er sich auch mit ausgestorbenen Meeresreptilien und allgemein palökologischen Themen.

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