Ein Dinosaurierschwanz in Bernstein – mit Federn!

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Paläontologen haben in kreidezeitlichem Bernstein aus Myanmar einen wahren Glücksfund gemacht. Eingeschlossen zwischen Insekten und Pflanzenresten fanden sie den gefiederten Schwanz eines jungen Dinosauriers. Dieses Fossil erlaubt erstmals einen detailierten Einblick in die Befiederung der Dinosaurier.

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Dass in Bernstein (fossilem Baumharz) auch gern mal Fossilien eingeschlossen sind, ist spätestens seit dem weltweiten Erfolg der Jurassic Park Filme bekannt. Meist handelt es sich dabei um Pflanzenreste oder Wirbellose wie Insekten oder Spinnentiere. Auch Reste von Wirbeltieren können in Bernstein enthalten sein, wenn auch oft nur einzelne Haare oder Federn. Nichtdestotrotz wurden allein im vergangenen Jahr einige bemerkenswerte Wirbeltierfunde in Bernstein gemacht, darunter die Flügel eines mesozoischen Vogels und drei kleine Echsen (alle um die 100 Mio. Jahre alt). Ein weiteres Bernsteinfossil, das vergangene Woche veröffentlicht wurde, wird aber wohl sogar die eben genannten Funde in den Schatten stellen.

Der Coelurosaurier Linhenykus. Das Fossil im Bernstein stammt wahrscheinlich von einem ähnlichen Tier. Von Nobu Tamura unter CC-BY-SA 3.0

Der Coelurosaurier Linhenykus. Das Fossil im Bernstein stammt wahrscheinlich von einem ähnlichen Tier. Von Nobu Tamura unter CC-BY-SA 3.0

Das von Xing und Kollegen beschriebene Stück Bernstein stammt von einem Händler in Myanmar. Und hätte das geschulte wissenschaftliche Auge nicht den sonderbaren Einschluss bemerkt, wäre es wohl wie die vielen anderen kreidezeitlichen Bernsteine aus der Region in ein Schmuckstück verarbeitet worden. Neben Pflanzenresten, zwei frühen Ameisen und einem Käfer, sind nämlich auch die Überreste eines Dinosauriers eingeschlossen. Eines sehr kleinen Dinosauriers natürlich, genauer gesagt ein Jungtier und davon auch nur der Schwanz. Doch der hats tatsächlich in sich.

Der Schwanz zeigt noch die Strukturen von Haut und Muskeln, außerdem mehrere Reihen von Federn. Dinosaurier mit Federn sind an sich nicht mehr sonderlich ungewöhnlich, besonders aus der Kreide von China kennt man mehrere befiederte Dinosaurier. Auch wurden in Bernstein bereits einzelne Federn gefunden, nur konnte bis jetzt nicht festgestellt werden, ob diese Federn tatsächlich zu einem klassischen Dinosaurier oder einem primitiven Vogel gehören. Das von Xing et al. beschriebene Stück ist nun der erste Fall, wo in Bernstein eingeschlossene Federn eindeutig einem klassischen Dinosaurier zugeordnet werden können. Das Fossil ist als Inklusion dreidimensional erhalten und erlaubt somit einen interessanten Einblick in die Befiederung der Dinosaurier, die ansonsten oft nur zweidimensional im Gestein enthalten ist.

Video von National Geographic zeigt Nahaufnahmen des Bernsteins und eine Lebenrekonstruktion.

Trotz allem lässt sich nicht genau bestimmen, um was für einen Dinosaurier es sich gehandelt hat. Die Wissenschaftler ordnen das Tier den Coelurosauriern zu, kleine bis zum Teil riesige zweibeinige Dinosaurier, die als nächste Verwandte der Vögel gesehen werden (und nach der Kladistik auch die Vögel als ihre einzigen heutigen Vertreter mit einschließen). Funde von Federn oder Protofedern sind auch vor allem von Coelurosauriern bekannt, auch wenn bei anderen Dinosauriergruppen, zumindest homologe Strukturen vorhanden waren. Wo innerhalb der Coelurosaurier der kleine Dinosaurier genau zu positionieren ist, bleibt aber weiterhin unklar. Nach Xing et al. handelt es sich nicht um einen primitiven Vertreter, allerdings auch eindeutig nicht um einen frühen Vogel.

Wer jetzt  aufgrund des Fundes von einem zukünftigen Jurassic Park träumt, muss allerdings enttäuscht werden. Die Strukturen sind zwar wunderbar erhalten, vom Körper selbst ist allerdings nur noch ein Kohlenstofffilm übrig. Auch die DNS zerfällt viel zu schnell, um die millionen Jahre bis heute zu überdauern.

Näheres hier:

Lida Xing, Ryan C. McKellar, Xing Xu, …, Kuowei Tseng, Hao Ran, Philip J. Currie (2016), A Feathered Dinosaur Tail with Primitive Plumage Trapped in Mid-Cretaceous Amber, Current Biology http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2016.10.008

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Pascal Abel

Pascal Abel, Jahrgang 1994, hat an der Uni Erlangen Geowissenschaften mit den Vertiefungen Paläobiologie und Angewandter Sedimentologie studiert. Derzeit arbeitet er als Doktorand am SHEP Tübingen über die Schädelevolution von Landwirbeltieren. Nebenbei beschäftigt er sich auch mit ausgestorbenen Meeresreptilien und allgemein palökologischen Themen.

Über Pascal Abel

Pascal Abel, Jahrgang 1994, hat an der Uni Erlangen Geowissenschaften mit den Vertiefungen Paläobiologie und Angewandter Sedimentologie studiert. Derzeit arbeitet er als Doktorand am SHEP Tübingen über die Schädelevolution von Landwirbeltieren. Nebenbei beschäftigt er sich auch mit ausgestorbenen Meeresreptilien und allgemein palökologischen Themen.

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