Indischer Subkontinent während Kontinentaldrift weniger isoliert als angenommen

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Lange Zeit galt die Lehrmeinung, dass der Indische Subkontinent nach dem Zerfall Gondwanas isoliert durch den Ozean nach Norden driftete und sich durch diese Isolation eine einzigartige Flora und Fauna entwickelte. Paläontologen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn liefern nun mithilfe winziger Mücken aus Bernsteinproben ein Indiz dafür, dass vor rund 54 Millionen Jahren ein Austausch von Lebewesen Europas, Asiens und Indiens möglich gewesen sein muss.

In Bernsteinproben aus Kohleflözen nahe der indischen Stadt Surat, fanden sich winzige Mücken, als Gnitzen“ bzw. Bartmücken (Ceratopogonidae) bekannt, oftmals weniger als einen Millimeter groß, deren Nachfahren es noch heute in Deutschland gibt. Insgesamt 38 in Bernstein eingeschlossene Mücken wurden von der Paläontologin Frauke Stebner vom Steinmann-Institut der Uni Bonn untersucht, 34 konnten bekannten Gattungen zugeordnet werden. Verglichen wurden diese Proben mit Belegen ähnlichen Alters aus Europa und China in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus Danzig und Lucknow (Indien), es fanden sich große Übereinstimmungen mit Gnitzen aus Bernsteinproben des Baltikums und dem Nordosten Chinas (Fushun).

Symbolbild: Mücke in Bernstein

Noch nicht geklärt ist, wie sich die Insekten während der Kontinentaldrift zwischen Eurasien und Indien ausbreiten konnten: Die im indischen Bernstein gefundenen Gnitzen scheinen keine guten Fernstreckenflieger zu sein, außerdem scheint es auch für diverse Säugetiergruppen und Vogelarten möglich gewesen zu sein, den Ozean zwischen Europa und Indien zu überwinden, wie Forschungen weiterer Wissenschaftler nachweisen. Die Paläontologin vermutet, dass eine Kette kleinerer Inseln als eine Reihe Trittsteine fungiert haben könnte, auf denen sich die Insekten sukzessive vorwärts bewegt haben.

Publikation: Frauke Stebner, Ryszard Szadziewski, Hukam Singh, Simon Gunkel, Jes Rust: Biting Midges (Diptera: Ceratopogonidae) from Cambay Amber Indicate that the Eocene Fauna of the Indian Subcontinent Was Not Isolated, PLOS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0169144

Quelle: http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0169144

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Pia Gaupels

Gründerin bei GeoHorizon
Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Über Pia Gaupels

Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

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