In vielen Fällen entscheidet bereits die Reinheit des Ausgangsminerals über den tatsächlichen Wert des fertigen Werkstoffes oder Edelsteins, manchmal jedoch erhöhen sie den Wert des Minerals immens. Die Klarheit eines Kristalls wird üblicherweise über eine von makroskopisch deutlich sichtbaren bis hin zu selbst bei 10-facher Vergrößerung nicht erkennbaren Einschlüssen reichende, internationale Tabelle bestimmt. Doch wie definieren sich diese “Inklusionen”, also klein(st)e Verunreinigungen im Kristall? Ein Erklärungsversuch.
Allgemein gesprochen zählen sämtliche während der Bildungsphase des Minerals eingeschlossenen Materialien als “Inklusion” – auf atomarer wie auch makroskopischer Ebene. Einige der wertvollsten und bekanntesten Minerale – wie beispielsweise die Korund-Varietäten Rubin, Saphir und Smaragd – wären ohne atomare Austauschreaktionen überhaupt nicht existent. Generell lassen sich drei grundlegende Typen unterscheiden:
1. Protogene Inklusionen:
Diese Einschlüsse waren bereits vor der Bildung des eigentlichen Minerals präsent und wurden im Laufe der Zeit von diesem umschlossen, weshalb sie z.T. wesentlich älter sind als das Hauptmineral. Ein prominentes Beispiel hierfür sind Rutil-Nadeln in idiomorphen Quarz-Kristallen.
2. Syngenetische Inklusionen:
Darunter fallen alle syngenetisch (also gleichzeitig mit der Mineralkristallisation) gebildeten oder eingetragenen Verunreinigungen. Neben Feststoffen (s) und Flüssigkeiten (l) können auch Gase (g) oder Kombinationen ebenjener drei Materieformen auftreten. Die Inklusionen finden sich allesamt in kleinsten Hohlräumen im Mineral, welche wiederum Schlüsse auf die Zusammensetzung von Atmosphäre und Fluiden vor Millionen oder gar Milliarden Jahren ermöglichen.
Als Sonderform gilt die sogenannte “Optische Inklusion”. Während des Kristallwachstums kann es vorkommen, dass der Nachschub neuer, ionenreicher Fluide ausbleibt und der Kristall so in seinem Wachstum gehemmt oder gestoppt wird. Setzt dieser Fluidstrom nun wieder ein – zumeist unter leicht veränderter Zusammensetzung – so wächst auch das Mineral auf den alten Oberflächen weiter. Die ursprünglichen Kristallflächen bleiben lediglich als “Phantom” sichtbar. Typisches Beispiel sind klare Quarzkristalle, die rauchfarbene oder violette Phantome in sich bergen.
3. Epigenetische Inklusionen:
Diese Inklusionen wurden erst nach dem vollständigen Aufbau des Wirtskristalls durch Entmischungsreaktionen oder Rekristallisation von Rissen im Mineral gebildet. Auch hier können feste, flüssige und gasförmige Einschlüsse auftreten. Manche dieser deutlich jüngeren Inklusionen beeinflussen die Kristallstruktur hin zu optisch ansprechenderen Mustern und Reflexionen.
Quelle: geologypage.com
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Pia Gaupels



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