Dünne Sedimentschichten deuten auf eine frühe Entwicklung des Lebens an Land hin

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Neue Hinweise von Fossilien aus den ältesten Gesteinen der Erde deuten darauf hin, dass multizelluläre, landlebende Organismen möglicherweise viel früher als gedacht entstanden sind. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der University of Oregon.

Der Beweis für eine solche Schlussfolgerung stammte aus fossilen Funden, die eigentlich als Meeresorganismen gesehen werden und in dünnen Schichten aus Schlamm und Sand zwischen dickeren Sandsteinschichten in Südaustralien gefunden wurden. Die Sedimente stammen aus einer geologischen Periode, die als Ediakarium bekannt ist und zwischen 542 Millionen und 635 Millionen Jahre alt ist.

“Die ediakarischen Organismen sind eines der hartnäckigsten Rätsel der fossilen Überlieferung”, sagte Greg Retallack, Direktor für Fossiliensammlungen am Museum für Natur- und Kulturgeschichte der University of Oregon. “Waren es Würmer, Rippenquallen, Seefedern, Amöben oder Algen? Sie sind berüchtigt schwer zu klassifizieren, aber die gängige Lehrmeinung hält sie schon lange für Meereslebewesen.”

In der neuen Studie, die in der Zeitschrift Sedimentary Geology veröffentlicht wurde, berichtet Retallack, dass die neuen Ergebnisse auf der Grundlage einer geochemischen und mikroskopischen Untersuchung des Alters basiert. Aber man hat auch die Umweltbebindungen berücksichtigt, die geherrscht haben müssen, als die dünnen, schluffig-sandigen Schichten entstanden .

Die Sedimente, die als Sandsteinlamellen bekannt sind, zeigen verräterische Spuren alter Erosionsphasen, die stärker mit modernen Flussläufen als mit Ozeanen oder Meeren assoziiert werden. Diese dünnen, alternierenden Schichten, die eine helle Farbe und eine feine Körnung aufweisen, ähneln weißen Papierlagen in alten Büchern, die abwechselnd braun oder rot eingebunden sind, so Retallack.

“Solche vom Wind transportierte Schichten sind heute auf Flussdeichen und Sandbänken weit verbreitet. Sie sind in den Flinders Ranges Südaustraliens und auch in den Ediacara-Felsen im Süden Namibias zu finden”, sagte er.

Die Entstehung von multizellulärem Leben an Land begann vor etwa 565 Millionen Jahren, obwohl es Diskussionen darüber gibt, ob Ediacara-Fossilien diesen Alters von Meeresorganismen oder an Land lebenden Lebewesen stammen, sagte Retallack.

Wenn die Sedimente selbst auf trockenem Böden abgelagert wurden, würde dies bedeuten, dass die dort versteinerten Organismen Landbewohner waren, sagte Retallack, der auch Professor am Department of Earth Sciences der UO ist. Die Lebewesen, die diese Fossilien hinterließen, waren mit bloßem Auge sichtbar und waren multizellulär aufgebaut. Ein solches Leben wäre der Entstehung des ersten pflanzlichen Lebens vorausgegangen, von der angenommen wird, dass sie vor 470 bis 583 Millionen Jahren begonnen hat.

Retallack und Nora Noffke von der Old Dominion University hatten im vergangenen November über Spuren von Leben in 3,7 Milliarden Jahre alten Böden in einer metamorphen Felsformation im Südwesten Grönlands berichtet. In der Zeitschrift Paläogeographie, Paläoklimatologie, Paläoökologie identifizierten sie isotopische Kohlenstoffverhältnisse, die potenziell auf frühe Mikroben an Land hinweisen.

Während die Ediacara-Organismen in Bezug auf die biologische Klassifizierung rätselhaft bleiben, bietet die neue Studie von Retallack einige wichtige Hinweise.

“Die Untersuchung deutet auf einen terrestrischen Lebensraum für einige dieser Organismen hin und kombiniert mit immer mehr Beweisen aus Studien über fossile Böden und biologische Merkmale dieser Schichten deutet sie darauf hin, dass es sich um Landlebewesen wie Flechten handeln könnte”, sagte Retallack.

Für das Paper untersuchte Retallack auch bekannte Sandsteinschichten an vier südlichen Indiana-Standorten, die auf die pennsylvanische Zeit zurückgehen und eine zentrale Colorado Lagerstätte aus dem Eozän. Diese Standorte und die Untersuchung moderner Flüsse zeigten die gleichen sedimentären Prozesse wie in den Ediacara-Felsen von Südaustralien und Afrika.


Veröffentlichung: Gregory J. Retallack. Interflag sandstone laminae, a novel sedimentary structure, with implications for Ediacaran paleoenvironments, Sedimentary Geology (2018). DOI: 10.1016/j.sedgeo.2018.11.003

Quelle: off. Pm der University of Oregon

Titelbildunterschrift: Vom Wind transportiertes Material hat dieses Fossil während der Ediakariums abgedeckt und ist dann versteinert. (Bild mit freundlicher Genehmigung von Greg Retallack).


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Pia Gaupels

Gründerin bei GeoHorizon
Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Über Pia Gaupels

Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

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