Spuren von zweibeinigen Krokodilen in Südkorea entdeckt

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Es war eine große Überraschung für ein internationales Forschungsteam als sie in Südkorea Fußspuren eines krokodilähnlichen Spurenfossils entdeckten. Die in der kreidezeitlichen Jinju-Formation gefundenen Fußspuren zeigten nämlich nur Abdrücke der Hinterläufe, was bedeuten könnte, dass sich der Spurenverursacher auch zweibeinig fortbewegte. Es wäre der weltweit erste Beleg eines zweibeinigen Krokodilverwandten aus der der Kreidezeit.

Fußspuren von Krokodilartigen (Crocodylomorpha) aus dem Mesozoikum zu finden ist eine Seltenheit. Meist werden die Fußspuren durch Erosionsprozesse überprägt oder es fehlt an geeigneten Sedimenten, um die Fußabdrücke über Jahrmillionen erhalten zu lassen. Einige Schichten, die Spuren von Crocodylomorphen enthalten, findet man dabei zum Beispiel in ostasiatischen Kreide. Jüngst wurden unter anderem Funde des krokodilähnlichen Spurenfossils Crocodylopodus in der unterkretazischen Jinju-Formation Südkoreas entdeckt. Es sind überhaupt die ersten Funde dieser Art, die im asiatischen Raum gefunden wurden. Dazu gesellen sich jetzt die neu entdeckten Fußspuren der Art Batrachopus, die ebenfalls aus der Jinju-Formation stammen. Die bisher gefundenen Spuren der crocodylomorphen Spurenfossil-Familie Batrachopodidae werden an Land lebenden Spurenverursachern zugeordnet. Andere Funde der Batrachopodidae stammen aus Nordamerika, Europa und Afrika.

Im Vergleich zu bisher gefundenen Batrachopoden-Spuren, sind die der Jinju-Formation doppelt so groß (bis zu 24 cm). Auffällig ist auch der sehr gut erhaltende Zustand der einzelnen Spuren, selbst Abdrücke der Haut konnten nachgewiesen werden. Die Fußspuren stammen aufgrund ihrer Form laut den Wissenschaftlern dabei eindeutig von einem Krokodil im engeren Sinn (= Crocodylia).

Die Geologie und Batrachopus-Funde der Jinju-Fomation
Die Fundstelle der neuesten Batrachopus-Spuren Sacheon Jahy-ri liegt in der Jinju-Formation, benannt nach der Stadt Jinju in Südkorea. Die Formation wurde auf die Unterkreide datiert, ihr genaues Alter ist allerdings unklar.

Bekannt wurde diese Formation durch die zahlreichen Funde von Spurenfossilien von Landwirbeltieren. Die Spurenfunde sind dabei so zahlreich, das nicht alle bisher gefunden Spuren wissenschaftlich bearbeitet werden konnten.

Großes Bild: Geologische Karte und Lage des Gyeongsang Becken mit Kennzeichnung der Batrachopus-Funde im Südosten der koreanischen Halbinsel. Rechtes Bild oben: Geologische Karte mit Formationen des südwestlichen Teils des Gyeongsang-Beckens mit Untersuchungsgebiet Sacheon Jahye-ri (westlich von Sacheon City). Rechtes Bild unten: Stratigraphie der Gyeongsang-Supergruppe

Beschreibung
Die von den Wissenschaflern gefundenen Fußspuren werden einer neuen Spurenart mit dem Namen Batrachopus grandis zugeordnet. Ein Hauptmerkmal ist, dass die Spur doppelt so lang wie breit ist, die Abdrücke selbst laufen schmal zueinander. Bemerkenswert: bei den Fußabdrücken handelt es sich offenbar nur um Abdrücke der Hinterläufe.

Auffällig ist auch die unterschiedliche Qualität der Erhaltung der Fußabdrücke. Eine Spur weist Hautabdrücke auf, deren Aussehen der Haut rezenter Krokodile stark ähnelt. Bei einigen tiefer liegenden Spuren geht man davon aus, das diese in einem weicheren Substrat entstanden sind. Dafür spricht auch ihre schmalere Form.

Unterschied zwischen Krokodil- und Pterosaurier-Spuren
Bislang wurden ähnliche Spuren der Region als Fährten von vierbeinigen Pterosauriern interpretiert. Doch aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu den gefunden crocodylomorphen Fußspuren, ist eine Identifikation als Krokodilspur wahrscheinlicher.

Spurenfunde, die bisher zu den Pterosauriern gezählt werden, wurden z.B bei Gain-ri in der Haman- Formation aus der Unterkreide entdeckt, wobei ein bekanntes Beispiel der Pterosaurier Haenamichnus gainensis darstellt: ein Sohlengänger, dessen Spur als zweibeinige Fortbewegung interpretiert wurde. Hierbei wurde bisher vermutet, dass die Spuren der Hinterläufe im Flachwasser hinterlassen wurden und daher keine Abdrücke der Vorderfüsse vorhanden sind. 

Ein Vergleich zwischen den Spuren der Haman-Formation und der Jinju-Formationen weisen starke Ähnlichkeit auf. Das wird vor allem bei den Schritten, der Fortbewegungsart, dem Tempo und der Winkel zwischen den beiden Füßen deutlich. Daraus interpretieren die Wissenschaftler, dass die Spuren der Haman-Formation schlecht erhaltene Batrachopodiden-Spuren sind.

Ergänzend dazu fand man parallel verlaufende Spuren, die auf die Geselligkeit des Spurenverursachers hindeuten. Eine dazu andere Vermutung ist es, das Batrachopus sich bei der Fortbewegung an einer Küstenlinie o.ä. orientierte.

Dank der gut erhaltenen Spuren der Jinjun-Formation lässt sich ungefähr die Körperlänge mit Hilfe des Körpermaß-Verhältnis 1:12 berechnen. Eine in der Jinju-Formation gefundene Spur von 24 cm Länge lässt sich eine Gesamtkörperlänge von etwa 3 Metern berechnen. Anhand der kleinsten Fußspuren von 18 cm wird der Spurenverursacher eine Körperlänge von mindestens 2,16 m betragen haben. Nimmt man die Daten aus den Spuren der Haman-Formation hinzu, kommt man auf eine Gesamtlänge des Tiere von bis zu 4,68 m Körperlänge (Länge des Fußabdrucks: 0,39 m).

Ungewöhnlicher Zweibeiner
Ursprünglich nahm man an, dass das Spurenfossil Batrachopus ausschließlich von vierbeinigen Tieren stammt. Da aus der Jinju-Formation allerdings bislang keine Abdrücke der Vorderläufe überliefert wurden, muss das Phänomen anders erklärt werden.

Mögliche Ursache für die nur erhaltenen Hinterlauf-Spuren ist der Körperschwerpunkt des Verursachers. Liegt er bei der Hüfte, dringt der Vorderfuß beim Absetzen nicht so tief in den Boden ein wie der Hinterfuß, der sich unterhalb des Schwerpunktes befindet. Dadurch kann dieser besser im Sediment einsinken. Allerdings argumentieren die Wissenschaftler gegen eine schlechte Überlieferung der Vorderläufe und favorisieren tatsächlich eine zweibeinige Fortbewegung des Verursachers.

Das wiederum wäre ungewöhnlich. Bis jetzt ging man davon aus, dass zweibeinige Krokodilartige spätestens im frühen Jura ausstarben. Falls Batrachopus wirklich von einem Zweibeiner stammt, wäre es das jüngste bekannte bekannte Beispiel eines zweibeinigen Krokodils, 100 Millionen Jahre nach dem dem Aussterben der zuvor bekannten Arten.

Tatsächlich konnten aber auch Versuche mit rezenten Krokodilen zeigen, dass sie die Fähigkeit haben kurze Strecke auf zwei Beinen zurückzulegen. Auch Beobachtungen im subaquatischen Bereich zeigten, das Krokodile sich sowohl zwei- als auch vierbeinig fortbewegten. So ist letztendlich möglich, das Batrachopus sich im terrestrischen oder semi-terrestrischen Milieu beide Arten der Fortbewegung nutzte.


Veröffentlichung: Kyung Soo Kim, Martin G. Lockley, Jong Deock Lim, Seul Mi Bae & Anthony Romilio (2020) Trackway evidence for large bipedal crocodylomorphs from the Cretaceous of Korea. IN: Scientific Reports, Volume 10, Article number: 8680 (2020) , https://www.nature.com/articles/s41598-020-66008-7

Titelbildunterschrift: Eine Interpretation zur Entstehung der Fußspuren von zweibeinigen krokodilähnlichen Tetrapoden, die aktuell in Südkorea gefunden wurden. (Bild: Anthony Romilio/The University of Queensland, Brisbane, Australia)



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Pia Gaupels

Gründerin bei GeoHorizon
Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

Über Pia Gaupels

Pia Gaupels, *86, Bibliotheksinformationsstudium an der TH Köln von 2007-2010. Studiert seit 2014 an der Universität Münster Geowissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf Planetare Geologie und Geoinformationswissenschaften. 2015 gründete Sie die Seite Geohorizon. Sie besitzt ausgeprägte Fähigkeiten in der Bild- und Videobearbeitung und arbeitet seit 2018 wieder als Bibliothekarin.

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