Eine Forschungsgruppe unter der Leitung der Invertebratenpaläontologin Jill Leonard-Pingel von der University of Chicago (IL, USA) zeigte, dass sich der Einfluss von Umweltfaktoren auf Ökosysteme der letzten hundert Jahre mittels moderner Sedimentkerne detailliert nachzeichnen lässt.
Dazu wurden Proben nahe der Abwassereinleitungen von Los Angeles in den Pazifischen Ozean genommen. Die Menge der eingeleiteten Abwässer über das letzte Jahrhundert hinweg war dokumentiert und wurde im wesentlichen durch die geltenden Gesetze bestimmt. Jedoch wurde auch nach Einführung des „US Clean Water Act“ in 1972 noch mehr als 200 kg des inzwischen verbotenen Insektizids DDT pro Tag eingeleitet.
Mithilfe der Muschelschalen aus den Sedimentkernen rekonstruierte das Forscherteam das Ökosystem des vergangenen Jahrhunderts und verglich es mit den Daten über die Abwassereinleitung.
Die Ergebnisse zeichnen ein detailliertes Bild der Umweltzerstörung, jedoch auch der Erholung in den letzten Jahrzehnten. So dominieren Chemosymbionten in Zeiten hoher Umweltverschmutzung das Ökosystem. Nach Einführung eines höheren Abwasserreinigungsstandards in den 90er Jahren treten aber deutliche Erholungseffekte ein, und das Ökosystem nähert sich seinem Zustand von 1900 an.
Die Anwendung von paläontologischen Methoden zum Umweltschutz wird als „Conservation Paleobiology“ bezeichnet. Da vor 1950 nur wenige Daten systematisch über die Natur gesammelt wurden, konzentriert sie sich diese junge Disziplin meist auf die Rekonstruktion von Ökosystemen bevor diese durch Menschen beeinflusst wurden.
Veröffentlichung:
Leonard-Pingel et al. (2019). Gauging benthic recovery from 20 th century pollution on the southern California continental shelf using bivalves from sediment cores.
www.doi.org/10.3354/meps12918
Bild: Die Palos Verdes Halbinsel nahe Los Angeles. Das Abwasser wird nahe dem rechten Bildrand in mehr als 30m Tiefe in den Ozean eingeleitet.
Pia Gaupels
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